DOKU.ARTS
Zeughauskino Berlin
10.09.–12.10.2014
The New York Review of Books: A 50 Year Argument
Gegründet 1964 von Robert Silvers und Barbara Epstein, behauptet die New York Review of Books mit gutem Grund, die führende intellektuelle Zeitschrift der englischsprachigen Welt zu sein. Seit nunmehr 50 Jahren kommentiert sie in einzigartiger Weise die wichtigen Themen der Zeit: Feminismus, Gegenkultur, Zusammenbruch des Kommunismus, Klimawandel, „Krieg gegen den Terror“, Zusammenbruch des Bankensystems und andere mehr. Zu ihren Autoren zählen die besten ihres Fachs. Das Magazin spannt mühelos den Bogen zwischen Journalismus und akademischer Welt.
Epstein verstarb 2006, und seit einigen Jahren liegt die Herausgeberschaft in den Händen des agilen 84-jährigen Silvers. So wie es aussieht, macht ihm die Arbeit Spaß, denn er behält von der Beauftragung von Autoren für Artikel und Buchrezensionen bis hin zum Lesen der Fahnen alles im Blick. (Die Zeitschrift ist dafür bekannt, nie Druckfehler zu haben.) Er hat dem Unternehmen seinen Geschmack und seine Sicht der Dinge aufgedrückt; dennoch weiß er – ganz in der Tradition der besten Herausgeber –, dass er am meisten von seinen Autoren profitiert, wenn er sie mit Respekt behandelt und ihnen die nötige künstlerische Freiheit lässt.
Der Filmemacher Martin Scorsese zählt seit langem zu den Bewunderern des Magazins – und hat sogar schon Beiträge für die NYRB verfasst. Für seinen Dokumentarfilm besuchte er zusammen mit seinem Koregisseur David Tedeschi die Büros der Zeitschrift und interviewte einige der wichtigsten Autoren. Sie alle schwärmen von dem Vergnügen und dem Privileg, für Silvers zu schreiben. Auch durchforsteten die Regisseure erfolgreich das Archiv, um faszinierende Aufnahmen ehemaliger Kontroversen aufzustöbern. So streiten sich zum Beispiel Norman Mailer, Susan Sontag und Gore Vidal über Feminismus, und Václav Havel verteidigt eloquent die Meinungsfreiheit in Osteuropa, als dies noch ein gefährliches Unterfangen war.
Es ist großartig, dass es eine Dokumentation dieser angesehenen Institution gibt, und noch viel großartiger, dass sich Scorsese dieser Aufgabe angenommen hat, denn er geht sie mit seinem gewohnten filmischen Können, mit Elan, guter Laune und Begeisterung an.
Martin Scorsese
Martin Scorsese, geboren 1941 in New York, zählt seit Mean Streets (1973) zu den profiliertesten Vertreten des „New Hollywood“; 1976 erhielt er die Goldene Palme für Taxi Driver, 1980 erhielt Raging Bull acht Oscar-Nominierungen. Scorsese's mutiger und akkurater Stil ließen in bereits 1997 den „Life Achievement Award“ des American Film Institutes gewinnen, 2007 erhielt er außerdem den Regie-Oscar für The Departed. Für seinen jüngsten Film The Wolf of Wall Street erhielt er seine achte Oscar-Nominierung als bester Regisseur.
David Tedeschi
David Tedeschi arbeitet seit den 1990er Jahren als Cutter, vorwiegend im Dokumentarfilmbereich. Er hat an Michael Moores bahnbrechender Nachrichtenshow TV Nation sowie an The Awful Truth mitgewirkt, und für Picture House mit Leon Ichaso an Piñero und an El Cantante. Seit 2008 arbeitet er regelmäßig an Martin Scorseses Dokumentarfilmen mit. Für den Schnitt in Scorseses No Direction Home: Bob Dylan erhielt er eine Emmy-Nominierung, und für seine Arbeit an George Harrison: Living In The Material World einen Emmy sowie einen Eddie der American Cinema Editors.