DOKU.ARTS
Zeughauskino Berlin
10.09.–12.10.2014
Double Take
Was geschah zwischen 1958 und 1963? In der internationalen Politik waren es die entscheidenden Jahre des Kalten Kriegs, in der amerikanischen Gesellschaft war es eine Zeit des kulturellen Wandels. Es waren die Jahre, in denen das Fernsehen Amerika verwandelte. Und es waren die Jahre, in denen Alfred Hitchcock North by Northwest (1959), Psycho (1960) und The Birds (1963) drehte. Johan Grimonprez’ Essayfilm untersucht die Zeit des Kalten Kriegs aus der Perspektive der kulturellen Atmosphäre – und ihrer politischen, kulturellen, technologischen Rivalitäten, ihrer Paranoia, ihrem Nervenkitzel und ihres Optimismus. Und für diese Atmosphäre und den Zeitgeist stehen natürlich Hitchcock und seine Filme.
Grundprinzip des Films ist die Idee der Konfrontation – die Gegenüberstellung mit sich selbst und mit dem Anderen. Double Take erzählt eine gleichermaßen fiktionale wie fantastische Geschichte, eine an Jorge Luis Borges erinnernde Begegnung von zwei Hitchcocks, dem realen und seinem Doppelgänger, dem Ego und dem Alter Ego. Davon abgesehen ist der Film voll von seltsamen Paaren und Doppelgängern: Nikita Chruschtschow und Richard Nixon, Nixon und John F. Kennedy, Kennedy und Chruschtschow, Ost und West, sowjetische Raketen und amerikanisches Fernsehen, wir und sie, die USA und die UdSSR. Double Take hinterfragt auf intelligente Weise die klassischen Gegensätze westlicher Kultur und erzählt Geschichten von Identität, Kultur, Einzigartigkeit und „Othering“. Grimonprez’ witziger und provozierender Film mischt Popkultur und Politik, Found Footage und Fernsehsendungen und analysiert die Politik der Kultur ebenso wie die Kultur der Politik. Double Take ist ein origineller und einzigartiger Blick mit einer seltsamen Warnung: „Wenn du deinen Doppelgänger triffst, solltest du ihn töten.”
Johan Grimonprez
Johan Grimonprez, geboren 1962, ist ein belgischer Multimediakünstler und Kurator. Nach einem Studium an der Royal Academy of Fine Arts in Ghent und der School of Visual Arts in New York nahm er 1993 am freien Studienprogramm des Whitney Museums teil und besuchte wenig später die Jan van Eyck Akademie in Maastricht. Seine Werke und kuratorischen Projekte werden weltweit gezeigt u. a. im Centre Georges Pompidou in Paris, in der Londoner Tate Modern und im Museum of Modern Art in New York. Zu seinen Filmen zählen u. a. Dial H-I-S-T-O-R-Y (1997) und Double Take (2009), die mit zahlreichen Preisen bedacht wurden.